1.Mannschaft : Spielbericht

Rückers in Halbzeit eins naiv wie eine Schülermannschaft

Als der junge Schiedsrichter Samir Yousufzai aus Hanau das - ob drohender Dunkelheit -um eine Viertelstunde vorgezogene Spiel der SG Rückers gegen die FSG Vogelsberg um 18.45 Uhr angepfiffen hat, ahnte noch keiner der anwesenden SGR- Anhänger, was sie in den nachfolgenden ersten 40 Minuten erwarten sollten.

Eine vogelwilde Rückerser Mannschaft präsentierte sich zu Beginn dieses vermeintlichen Spitzenspiels der KOL FD Süd zu keinem Zeitpunkt dem Gast aus dem Vogelsberg als ebenbürtiger Gegner, spielte ohne jegliche erkennbare Taktik, offensichtlich personell falsch aufgestellt, das bekannte japanische Spiel Harakiri und lief dem Gegenüber mit Ansage sprichwörtlich ins offene Messer. Zu dieser Unordnung auf dem Platz und wegen der eigentlich bekannten Offensivpower der FSG viel zu hohem Spiel, leistete man sich dazu noch eine Vielzahl von fehlerhaften Abspielen und brachte sich von Mal zu Mal gegenseitig in Bedrängnis. Allein in den ersten fünf Minuten des Spiels brachten die Verteidiger der Heimmannschaft ihren Torwart durch riskante Rückpässe mehrmals in die Bredouille. Aus einem dieser gefährlichen Rückpässe resultierte bereits in der 3. Minute das 0:1 als Torwart Leon Lauer den aus der Innenverteidigung zurück geschobenen Ball nicht richtig unter Kontrolle bringen konnte und Abdoulaye Balde zur frühen Führung nur noch einschieben musste. Wer nun dachte, dass dieser Schuss vor den Bug Warnung genug sei, sah sich bitter getäuscht. Die Einheimischen rückten weiterhin viel zu hoch auf und leisteten sich weiterhin eine lange nicht gesehene Gruselbilanz an Fehlpässen. Es wurde deshalb immer wieder gefährlich, so auch in Minute 12 als ein im Mittelfeld verlorener Ball per einfachem Steckpass durch die erneut zu hoch aufgerückte Innenverteidigung gespielt wurde und Fabian Lehmann, auch wegen der viel zu langsamen Rückwärtsbewegung, nicht mehr gestört wurde und ohne Mühe die Gästeführung auf 0:2 stellen konnte. Dass das Spiel aus Gästesicht zur Halbzeit nicht schon längst entschieden war, lag vor allem an zwei Dingen. Zum einen an der mangelnden Verwertung der zahlreichen Großchancen der Gäste, die nach selben Muster analog des 0:2 in Minute 24, 32, 33 und 34 ihre Führung hätte ausbauen können. Entweder schoss man den Ball am Tor vorbei, gegen den Torpfosten oder fand in Leon Lauer einen guten Rückhalt, wie in der 34. Minute, als er dem frei auf ihn zulaufenden Fabian Lehmann den Ball mutig vom Fuß holte und damit seinen Beitrag zum ersten Gegentor wettmachen konnte. Zum anderen durch entscheidende personelle Korrekturen durch Auswechslungen und mannschaftsinterne Umstellungen bis zur 40. Minute des Spiels. Nachdem die Mannschaft nun deutlich stabiler und nicht mehr ganz so hoch agierte, eine bis dahin nicht gezeigte Passsicherheit, Laufbereitschaft und Tempo einbrachte, hatte die Heimelf durch Leo Müller in der 42. Minute dann auch eine erste Chance zum Verkürzen, als er quasi aus dem Nichts den Ball an die Latte knallte. In dieser neuen Formation konnte man sich dann ohne weitere Rückschläge mit einem schmeichelhaften 0.2 Rückstand in die Halbzeit retten.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit sah man nun eine andere heimische Mannschaft, die von nun an beherzt zur Sache ging, sich taktisch deutlich besser präsentierte und ihre Fehlpassquote von gefühlt 90 % auf ein Minimum reduzierte. Allein der eingewechselte Simon Kress hätte in den ersten 3 Minuten nach Wiederanpfiff bereits wieder auf Remis stellen können. In der 46. Minute netzte er sogar ein, wurde jedoch aufgrund minimaler Abseitsstellung zurückgepfiffen. Zwei Minuten später tauchte er dann schön freigespielt allein vor dem Gästetorwart auf, schob den Ball jedoch knapp am Tor vorbei. Als Leo Müller wegen wiederholtem Foulspiel in der 53. Minute für 10 Minuten vom Platz gestellt wurde, konnte die FSG die Drangphase der SGR etwas ausbremsen und das Spiel nun wieder ausgeglichen gestalten. Nach einem mustergültigen Zuspiel von Alexander Müller in der 61. Minute, verzog Simon Kress bei seiner 3. Großchance etwas und schloss freistehend aus 6 Metern über das Tor ab. 10 Minuten später zeichnete sich in der 71. Minute Gästetorwart Raschke mit einer Glanzparade nach einem sehr guten Abschluss von Leo Müller aus. Leo Müller setzte sich ein um das andere Male auf seiner Seite stark durch und bediente Simon Kress in der 83. Minute, aber auch dieser Abschluss fand das Tor nicht und ging drüber. Nach knapp 94 Minuten pfiff der gute, erst 17-jährige Schiedsrichter das Spiel ab.

Als Fazit dieses Spiels bleibt die Tatsache, dass es für beide Mannschaft in einem „worst case“ hätte zu Ende gehen können. Für die Heimelf hätte die erste Halbzeit, die einem fußballerischen Offenbarungseid glich, mit einem kompletten Debakel ausgehen können, für die Mannschaft der Gäste hätte der sicher geglaubte Sieg in der zweiten Halbzeit auch in einem Unentschieden oder gar einer Niederlage enden können. Bleibt aus Sicht der SGR hervorzuheben, dass ein Gruselstart des Spiels durch gezielte Veränderungen korrigiert werden konnte, auch wenn es am Ende nicht mehr zu Punkten gereicht hat. Besonders erfreulich zu erwähnen ist, dass dabei Youngster Philip Kress seine starke Leistung aus dem Spiel in Mittelkalbach in der Vorwoche auch heute nach seiner Hereinnahme bestätigen konnte und großen Anteil daran hatte, dass das Spiel nicht den bis zur 40. Minute geglaubten Verlauf nahm.

In der kommenden Mehrfachspieltagswoche  hat die SGR bereits direkt wieder die Gelegenheit zu zeigen, dass diese erste Hälfte eine Einmalgeschichte war und man in der Lage ist, ein Spiel auch von Beginn an aktiv positiv zu gestalten.

Tore: 0:1 Abdoulaye Balde (3.) 0:2 Fabian Lehmann (12.)

Zuschauer: 150

Schiedsrichter: Samir Yousufzai (Rot Weiss Großauheim)

10-Minuten-Zeitstrafe: Leonard Müller (SG Rückers / 53. / Foulspiel + Unsportlichkeit)

Bericht geschrieben von Oliver Dittmar